Kein Strom für Eilige
Immer mehr Reisende mit Elektroautos durchqueren das Stadtgebiet. Doch Stromfahrern zeigt Birkenwerder die kalte Schulter.
Birkenwerder wird von der A10 durchschnitten, was zwei Tankstellen zu beiden Seiten der Autobahn-Anschlüsse unterstreichen. Dort gibt es fossilen Treibstoff und Reisebedarf, beispielsweise einen Kasten Bier, für Vorbeikommende. Wer dort stoppt, tut das unter einem großzügigen Dach, das vor Regen oder starker Sonne schützt.Stromfahrer werden dagegen in Birkenwerder weit weniger willkommen geheißen. Auf der Hauptstraße neben der Bäckerei Thonke in der Einfahrt von Eltav, gibt es unter freiem Himmel zwei Ladepunkte. Die von außen keineswegs zwingend vermitteln, öffentliche Ladepunkte zu sein. Die einschlägigen Apps für E-Auto-Fahrer sagen das. Das Gleiche zu einer Ladesäule am Rathaus. Die liegt versteckt auf dem dazugehörigen Parkplatz. Zwei weitere Ladestationen dort sind dem E-Mobil-Park der Gemeinde vorbehalten.
Diese öffentlichen Säulen haben eine Gemeinsamkeit. Sie liefern maximal 22 kW Ladestrom, der womöglich bei zwei Fahrzeugen noch aufgeteilt wird. Das entspricht besseren Ladeboxen für den Hausgebrauch. Das ist zwar besser als keine Lademöglichkeit, es erfordert allerdings reichlich Geduld, wenn der Ladestopp Energie für die nächsten 200 km einspeisen soll. Deshalb lohnt sich die Weiterfahrt nach Hohen Neuendorf. Dort bieten gleich mehrere Möglichkeiten mit 350 kW Ladeleistung in kurzer Zeit eine hohe Reichweite für den Fahrzeugakku.
Was erklären könnte, weshalb auffallend viele E-Fahrzeuge Birkenwerder in beide Richtungen durchfahren. Sie holen sich womöglich lieber im Nachbarort die erforderliche Ladung für die Weiterfahrt. Das sind zwar rund 15 Minuten für etwa 8 Kilometer zusätzlicher Weg, doch es spart bei gleicher Lademenge mindestens 3 Stunden Wartezeit.
Bei den üblichen Ladestrom-Preisen an öffentlichen Säulen könnte sich die Gemeinde eine Einnahmequelle erschließen, böte sie zumindest eine schnelle Lademöglichkeit an, die mit Ladekarten von verbreitungsstarken Abietern verwendet werden kann. Auch Gemeindemitglieder mit E-Fahrzeugen würden Einkäufe während des „mal schnell Strom holen“ mutmaßlich lieber in der Heimatgemeinde als im Nachbarort erledigen.
Auf der A10 herrscht zwar reger Verkehr. Doch auf dem nordöstlichen Abschnitt zwischen Dreieck Havelland und Dreieck Spreeau, also rund 80 km Autobahn-Strecke, gibt es aktuell keine einzige vergleichbar zugängliche Schnellladestation, wie es beispielsweise »Total« und »Jet« in Birkenwerder für „Fossil-Tanker“ bieten. Ein entsprechendes Angebot könnte die Zahl der Besucher signifikant steigern, die zusätzliches Geld im Ort lassen. Was dem Stadt-Säckel sicher guttäte. Außerdem würde es den Einkaufsstandort Birkenwerder für „Stromfahrer“ generell attraktiver machen. Was der Umweltbilanz der Gemeinde zugute käme.