Glasfaser Birkenwerder
Inhalt
Das teilweise „überforsche“ und massive Auftreten der Werber für OpenInfra hat eine gewisse Penetranz. Doch womöglich ist dieser Anbieter mittelfristig die einzige Chance auf einen zukunftssicheren Glasfaser-Anschluss in Birkenwerder.
Die von der Politik – mal wieder – ausgerufene „Digitalisierungsoffensive“ findet in Birkenwerder in sehr geregelten Bahnen statt. Von den möglichen Anbietern wirbt lediglich OpenInfra aktiv um Kunden. Die übrigen (Telekom, DNS:NET,…?) sind eher theoretische Mitspieler.
„Unerfreuliche“ Aussagen über OpenInfra und seine Partner in Foren, Portalen und „Communities“ müssen relativiert werden: Dort äußern sich üblicherweise nahezu ausschließlich die Unzufriedenen – was einen Eindruck erzeugen kann, der die Realität stark verzerrt.
Mit dieser Erkenntnis und nach Abwägung der realistischen Optionen habe ich mich deshalb für einen Vorvertrag mit OpenInfra entschieden. Einen maßgeblichen Anstoß dazu hat das wesentlich nachgebesserte Angebot gegeben, das im Rahmen einer Informationsveranstaltung unterbreitet wurde.
Angebots-Update
Aktuell (Stand: 11.03.2023) offeriert OpenInfra den Glasfaser-Anschluss mit 24 Monaten Internetnord/EasyBell für einmalig 537,60 € oder 636,60 € in Raten (24 x 22,40 € zzgl. einer „Startgebühr“ von 99 € — was einem Kredit-Zins von rund 9% entspricht).
Dieses Angebot enthält einen Zugang mit 500 MBit in beide Richtungen – das ist „Internet satt“ für gleichzeitiges Video-Streamen unterschiedlicher Filme von Mama, Papa, Tochter, Sohn, inklusive gleichzeitigem Video-Chat mit Freund(inn)en.
Unsicherheitsfaktor: Im Umkreis von 300 Meter jeweiliger Interessent:innen müssen es mindestens 30 sein, damit die Glasfaser wirklich kommt.
Es wird teurer werden
Das Angebot ist gegenüber einem späteren Anschluss ein „Schnäppchen“. Die in den Werbeunterlagen genannten rund 2.000 € werden fällig, wenn nur Glasfaser während des Ausbaus bestellt wird.
Ein nachträglicher Auftrag, für den Genehmigungen bei der Gemeinde eingeholt und Erdarbeiten individuell durchgeführt werden müssen, wird bei der aktuellen Preisentwicklung absehbar ab 4.000 € und mehr kosten.
Kein Nutzungszwang
Selbst wenn momentan keinerlei Verwendung für die im Anschlusspreis enthaltenen Leistungen besteht, ist das Angebot ausgesprochen interessant.
Die kostenpflichtigen Leistungen können gekündigt werden, der Glasfaser-Anschluss bleibt.
Es ist absehbar, dass weitere Anbieter vorhandene Anschlüsse nutzen werden. Die haben keine Eile, doch keiner davon wird sich langfristig ein mögliches Geschäft mit uns Kunden entgehen lassen wollen. Die verlegte Glasfaser steht per Gesetz allen offen, die darüber Leistungen anbieten möchten. Was spätestens der Fall sein wird, wenn es keine Aufwände oder Kosten mehr verursacht.
Glasfaser ist sinnvoll
Der Nutzen von Glasfaser liegt weit jenseits von ruckelfrei Videos schauen. Über einen Glasfaser-Anschluss werden in Zukunft Dienste bereit gestellt werden, die für manche nach Sciences Fiction klingen mögen, doch tatsächlich schon in der Erprobung oder – bei geeigneten Voraussetzungen – im Einsatz sind:
- Fernsteuerung von medizinischen Geräten in der häuslichen Pflege,
- „digitaler Arztbesuch“, bei dem der Arzt per Video ins Wohnzimmer kommt,
- gestochen scharfe gleichzeitige Video-Kommunikation mit vielen Freunden, den Enkeln, Kindern, Eltern, Großeltern, Verwandten,
- stabiles und bequemes Arbeiten von zu Hause
- und viele weitere Dinge, die aktuell kaum jemand im häuslichen Umfeld in Betracht zieht.
Stabile, schnelle Datenverbindungen sind der zentrale Schlüssel für die Teilhabe in der Zukunft.
Die Zukunft kann aufgrund der Entwicklungsgeschwindigkeiten sehr viel schneller „heute“ sein, als noch vor wenigen Jahren gedacht. Insbesondere durch den zunehmenden Einsatz von künstlicher Intelligenz können immense Fortschritte in kurzer Zeit erwartet werden.
Ob das unbedingt immer zu unserem Besten ist, sei dahin gestellt. Doch der Verzicht auf die technische Voraussetzung für eine Teilhabe ist eine freiwillige Ausgrenzung, deren spätere Beseitigung mit hohen Aufwänden und Kosten verbunden sein wird.
Im ungünstigsten Fall findet sich kein Dienstleister, der einen Anschluss legt — so wie schon seit Jahren beim Breitbandkabel-Ausbau. Die dafür alternativ offerierten Funk-Systeme erweisen sich im Gebrauch als unzuverlässig und bei deutlich eingeschränkter Leistungsfähigkeit auch noch als teurer.
Glasfaser ≠ neu
Was uns als „neue Technik“ präsentiert wird, ist Jahrzehnte alt.
Der Glasfaser-Ausbau war die Alternative zum Breitband-Kabel in der Erde eingraben. „Kupfer“ war lediglich in vielerlei Hinsicht wirtschaftlich attraktiver und deshalb aus Sicht der Verantwortlichen völlig ausreichend. Wie sooft, fehlte die Vorstellungskraft, dass technische Innovation schneller stattfindet, als in den eigenen Köpfen.
Der ausgereiften Technik stehen andere Dinge im Weg:
- Der Aufbau einer Glasfaserinfrastruktur ist teuer. Insbesondere in dünn besiedelten ländlichen Gebieten sind entsprechende Investitionen für die Anbieter oft unwirtschaftlich.
- Die Regulierung des Telekommunikationsmarktes in Deutschland hat in der Vergangenheit Investitionen in den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur unattraktiv gemacht.
- Deutschland hat eine „Kupfer-Infrastruktur“. Damit heute Geld verdienen ist für Aktionäre attraktiver, als langfristige, Gewinn-schmäldernde Investitionen zugunsten der Kunden.
- Der Genehmigungsprozess für den Ausbau von Glasfaser-Infrastruktur ist in Deutschland sehr komplex und langwierig. Es kann Jahre dauern, bis alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen.
- In Deutschland gibt es nur wenige große Anbieter, die den Markt beherrschen und sich eingerichtet haben. Wettbewerb um bessere Technologien für den Kunden schaffen zumindest momentan keinen Vorteil.
Wer die Chance auf einen Glasfaseranschluss bekommt, sollte sie nutzen. Wer weiß, ob und wann sie sich wieder bietet.
Alternative Funk?
Glasfaser bietet eine höhere Bandbreite, höhere Geschwindigkeiten, geringere Latenzzeiten und höhere Zuverlässigkeit im Vergleich zu Funkübertragungen. Größere Übertragungsstrecken sind mit Glasfaser ohne signifikante Signalverluste und Interferenzen möglich, was für einen zuverlässigen Betrieb ausschlaggebend ist.
Funk kann zwar unter bestimmten Bedingungen eine Alternative sein, damit Kommunikation überhaupt möglich wird, beispielsweise beim Mobiltelefon. Für den stationären Einsatz bietet ein „fester Anschluss“ jedoch grundlegende Vorteile, insbesondere physikalische:
- Die verfügbare Bandbreite für die Übertragung von Daten per Funk ist begrenzt. Je höher die Datenrate, desto mehr Bandbreite wird benötigt. Interferenzen und Störungen können die Qualität der Übertragung bis hin zur Unbenutzbarkeit beeinträchtigen.
- Die Reichweite von Funkwellen ist begrenzt. Sie werden durch andere Signale auf derselben Frequenz, durch elektromagnetische Störungen (Gewitter, Wetterlage, Sonneneinstrahlung, vorbeifahrender LKW, defekte Waschmaschine, …) oder Gebäude und Bäume gestört.
- Funkwellen können abgefangen werden, was ein Sicherheitsrisiko darstellt.
- Die Verzögerung zwischen dem Senden und Empfangen von Daten, ist bei der Datenübertragung per Funk erheblich höher als bei der Übertragung per Kabel oder Glasfaser. Jeder kennt den Effekt, wenn eine Mobilfunk-Verbindung „stottert“…
- Vergleichbaren Datenraten, Geschwindigkeiten und Latenzen eines Glasfaser-Netzes in Birkenwerder stehen enorme Errichtungs- und Betriebskosten für ein entsprechendes Funk-Angebot entgegen – soweit das überhaupt erreichbar (und genehmigungsfähig) wäre.
In Birkenwerder haben einige – mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde(!) – zwar absehbar erfolglos gegen höhere Strommasten geklagt. Funkanlagen für ein zur Glasfaser vergleichbarem Angebot hätten daher absehbar ebenfalls Gegner, die gesetzliche Rahmenbedingungen und wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse ignorieren.
Durch Klagen und Einwänden würde sich das Verfahren erheblich verzögern, ja sogar zum Erliegen kommen. Aufgrund der „Strommast-Vorgeschichte“ dürfte Birkenwerder allein schon deshalb für potenzielle Anbieter leistungsfähiger Datenfunk-Angebote perspektivisch, aber auch generell wirtschaftlich uninteressant sein.